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Atemwegserkrankungen

Lunge
Lunge

Die Erkrankungen der Atemwege bei Kindern und Jugendlichen nehmen in der täglichen Praxis einen hohen Stellenwert ein. In den Ländern der 3. Welt sind Infektionen der oberen und unteren Atemwege, häufig in Kombination mit Mangelernährung, unzureichender Immunabwehr, Überbevölkerung sowie Umweltverschmutzung die führenden Ursachen bei Kindern in schlechten sozialen Verhältnissen. In unseren Breiten sind chronische Erkrankungen, wie Asthma, zystische Fibrose, sowie Immunmangelzustände mit Auswirkung auf die Lunge, weiters Infektionen der Lunge, darunter auch die Zunahme der Tuberkulose, sowie Folgezustände nach Lungenerkrankungen im Neugeborenenalter von besonderer Bedeutung. Auch wenn heute viele Behandlungsmöglichkeiten erfolgreich für die angegebenen Probleme zur Verfügung stehen, so hat sich die Zahl der Erkrankung der Atemwege in den letzten Jahrzehnten eher verstärkt, wofür Änderungen des sozioökonomischen Gefüges, der Umwelt sowie der diagnostischen Möglichkeiten verantwortlich zu machen sind.

Besonders auffällig erscheint, dass mit zunehmendem Lebensstandard auch Allergien und Asthma zuzunehmen scheinen. Lungenerkrankungen, die früher auf das Kindesalter beschränkt waren, werden angesichts verbesserter Behandlungsmöglichkeiten in zunehmendem Maße auch bei Erwachsenen gesehen. Hier seien besonders die zystische Fibrose sowie Folgezustände nach Lungenerkrankungen in der Neugeborenenzeit erwähnt.

Am spannendsten, wenn auch nicht vollständig geklärt, sind Veränderungen unserer Umgebung in Form von veränderten Wohngewohnheiten, Änderungen unserer Ernährung, sowie die Verwendung von Chemikalien, in Form von Pestiziden, Konservierungsmitteln und Stabilisatoren. Änderungen der Kinderbetreuung, der Familiengröße, des Tabakkonsums sowie neue Ernährungsgewohnheiten haben einen nachgewiesenen Einfluss auf Lungenerkrankungen.

Der Tabakkonsum durch Eltern ist eine Hauptursache für die respiratorischen Erkrankungen bei Kindern. Abnorme Lungenentwicklung bereits in der vorgeburtlichen Zeit , eine verminderte Lungenfunktion nach der Geburt sowie eine giemende (pfeifende) Atmung in den ersten Lebensjahren sind die entsprechenden Folgen. Zusammenhänge dürften auch mit dem Asthma, der Bronchiolitis und dem plötzlichen Kindstod bestehen.

Neue Forschungsmethoden, wie die Epidemiologie, die Molekularbiologie sowie die Immunologie und Infektiologie leisten in den letzten Jahren zunehmend wertvolle Dienste in der Aufklärung der Ursachen dieser Erkrankungen. Auch die Behandlungsmöglichkeiten haben sich deutlich verbessert. Im nachfolgenden sind einige Bespiele für häufige Lungenerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ganz kurz dargestellt:

Infektionen der Atemwege

In den Entwicklungsländern stellen Infektionen der unteren Atemwege häufige Ursachen für schwere Erkrankungen dar. Auch in den entwickelten Ländern ist jedoch die genaue Erhebung und Definition dieser Infektionen schwer. Die Auslöser sind meist Viren, häufig kommen auch Mykoplasmen, Chlamydien oder Bakterien vor. Durch die Impfungen gegen Keuchhusten, Masern, Diphtherie sowie gegen die Tuberkulose können schwere Verläufe verhindert werden. Weitere infektionsmindernde Faktoren finden sich in der Ernährung durch Muttermilch (Stillen), der verbesserten Ernährung sowie einer Verminderung der Luftverschmutzung in Innen-und Außenräumen.

Asthma

In allen Ländern mit zunehmendem Lebensstandard ist es zu einer Zunahme der Häufigkeit von Asthma und Allergien gekommen. So werden in manchen Ländern bereits 30% der Kinder mit Asthma diagnostiziert. Trotz verbesserter Erkennungsmöglichkeiten muss heute eine echte Zunahme dieser Erkrankung als gesichert angesehen werden. Die Rolle der Umgebung (Umwelt) hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit. Erstaunlicherweise spielen Infektionen eine asthmavermindernde Rolle, sodass in Gesellschaften mit erhöhter Umweltverschmutzung ein verminderter Nachweis von allergischen Erkrankungen gesehen wird. Die unerwünschte Bedeutung von Infektionen der oberen und unteren Atemwege als Auslöser von Asthma wird demnach heute nicht mehr so eindeutig gesehen.

Tabakrauchen

Wie oben erwähnt, ist das Passivrauchen eine Hauptursache für die Erkrkankung der oberen und unteren Atemwege in den ersten Kindesjahren. Neuere Schätzungen weisen darauf hin, dass mindestens  20% der Asthmasymptome auf das Rauchen der Eltern zurückzuführen ist.

Folgezustände nach Lungenerkrankungen in der Neugeborenenperiode

Mit zunehmenden Überlebenschancen sehr kleiner und unreifer Neu-und Frühgeborener (unter 750 g) hat sich die Zahl der damit verbundenen Lungenerkrankungen deutlich erhöht. Die frühe Beatmung und die Sauerstofftherapie extrem unreifer Lungen birgt die Risken der Entwicklung einer chronischen Lungenerkrankung in sich. Folgezustände können asthmaähnliche Symptome sowie eine Überempfindlichkeit der Bronchien bleiben. Die Bedeutung dieser Umstände in das Jugendlichen- und Erwachsenenalter hinein kann beträchtlich sein, da eine genaue Vorhersage der weiteren Entwicklung nicht möglich ist.

Chronische Lungenerkrankungen beim Erwachsenen sind häufig Folge einer Erkrankung der unteren Atemwege bei Kindern und Jugendlichen. Ob Symptome im frühen Leben Personen mit erhöhtem Risiko identifizieren können, muss derzeit offen bleiben. Aus diesem Grunde können nur alle Anstrengungen empfohlen werden, die Lunge gefährdende Faktoren in der Kindheit zu vermeiden. Neue Erkenntnisse zeigen, dass bereits in der vorgeburtlichen Zeit spätere Entwicklungen angebahnt werden. Hier sind die Interventionsmöglichkeiten naturgemäß gering.

Kinder und Jugendliche mit wiederholten Erkrankungen der Atemwege gehören aus den oben angegebenen Überlegungen in die Obsorge von entsprechend ausgebildeten Fachärzten.

Univ.-Prof. Dr. M. Götz
Abteilung für Kinder-und Jugendheilkunde mit Infektionskrankheiten Wilhelminenspital der Stadt Wien
Montleartstraße 37
1171 Wien