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Rheuma

Kürzlich habe ich gehört, dass ein erst sechs Monate altes Kind an Rheuma erkrankt ist. Wie ist so etwas möglich? 

Dass ein Kind mit erst sechs Monaten schon an Rheuma erkrankt, ist ein sehr seltener Fall. In der Regel leiden Kinder frühestens ab dem vierten Lebensjahr an dieser Krankheit, deren genaue Ursachen noch wenig erforscht sind.

Wichtig ist in jedem Fall, dass zunächst wichtige andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die ebenfalls zu Gelenksschmerzen, und -schwellungen führen können (Differentialdiagnosen).

Dazu zählen etwa Infektionen, die durch Viren und Bakterien hervorgerufen werden und zu eitrigen Entzündungen oder Begleitentzündungen an den Gelenken führen können. Ebenso auszuschließen sind angeborene Missbildungen - und nicht zuletzt Tumorerkrankungen - an Knochen und Gelenken.

Erst wenn alle anderen möglichen Ursachen abgeklärt sind und die kleinen Patienten über längere Zeit (sechs Wochen) an Gelenksschmerzen leiden, muss an Rheuma gedacht werden.

Warum manche Kinder an Rheuma erkranken, ist noch nicht genau erforscht, vermutet wird jedoch eine genetische Veranlagung. Die Krankheit entsteht durch eine Fehlregulation des kindlichen Abwehrsystems: Die Entzündungen an den Gelenken werden nicht durch Bakterien oder Viren ausgelöst, sondern dadurch, dass das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Da die Differentialdiagnose kindlicher Gelenkschmerzen eine Vielzahl wichtiger kindlicher Krankheitsbilder (Infektionen, Krebserkrankungen etc.) einschließt, ist in so einem Fall unbedingt der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde oder der Kinderrheumatologe zu konsultieren. 

Dieser Artikel wurde bereits als Pressetext in der Kategorie "Die Ganze Woche - Österreichs Kinder- und JugendärztInnen beantworten Leserfragen" publiziert.

Prim. Univ. Doz. Dr. Christian Huemer
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Bregenz
Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde