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Auch Kinder können von Osteoporose bzw. brüchigen Knochen betroffen sein

Osteoporose bzw. Knochenbrüchigkeit ist zwar mehr bei älteren Menschen verbreitet, kann aber auch bei Heranwachsenden auftreten. Bei Kindern wie bei Senioren können häufige Knochenbrüche auf Osteoporose hinweisen. „Häufige Knochenbrüche, Brüche der langen Röhrenknochen bei geringer Krafteinwirkung und Wirbelkörpereinbrüche können auf eine besondere Verletzlichkeit der Knochen hinweisen. Ob nähere Untersuchungen erforderlich sind, kann der Kinder- und Jugendarzt beurteilen.

Die Knochenstärke von Kindern unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren wie Genetik, Ernährung, Bewegung und Sport, aber sie kann auch durch Medikamente und bestimmte Krankheiten verändert werden“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Högler, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Kepler Universitätsklinikum und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Erblich bedingt ist vor allem die Glasknochenkrankheit, auch Osteogenesis imperfecta genannt. Neben diesen primären (genetischen) Formen gibt es viele Formen der sekundären Osteoporose. Dazu zählt zuallererst die Immobilitätsosteoporose, die vor allem zu Frakturen der langen Röhrenknochen führt. Weiters erhöhen chronisch entzündliche Systemerkrankungen, Leukämien, langfristige Behandlungen mit Kortison-Präparaten (wie etwa bei rheumatologischen Erkrankungen, z.B. juvenile idiopathische Arthritis), oder mit Antiepileptika das Knochenbruchrisiko. Essstörungen gehören genauso zu den Krankheiten, die die Knochen schädigen können. Da der Körper dabei nicht ausreichend Energie und Nährstoffe erhält, leidet auch das Knochenwachstum und die Knochenstärke von Betroffenen. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen können ähnlich wie Essstörungen Ursache für Mangelernährung und Osteoporose sein.

Kinder mit einer genetischen Veranlagung zur Knochenbrüchigkeit erleiden oft erstmals noch vor dem Alter von 5 Jahren ihren ersten Knochenbruch. Die Pubertät stellt dann für sie eine weitere Phase mit einem hohen Knochenbruchrisiko dar. Da die Knochenbildung häufig hinter dem Höhen- und Gewichtswachstum hinterherhinkt.

Die ersten 20 Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung der Knochenstärke eines Menschen

Etwa 90% der Knochenmasse eines Menschen ist bis zum Ende der Pubertät erreicht. Gerade während des pubertären Wachstumsschubs nimmt die Knochenmasse bis zum jungen Erwachsenenalter stark zu. Vor allem Bewegung und Sport regen durch mechanische Einflüsse die Produktion von Knochengewebe an und vermehren die Knochensubstanz. Insbesondere Bewegungen gegen die Schwerkraft, wie Ballspiele, Laufen, Hüpfen, wirken sich positiv aus. Umgekehrt führt Bewegungsmangel oder gar Immobilisation - z.B. durch lange Bettlägerigkeit - zu Muskel- und Knochenschwund, in jeder Lebenslage.

Wachstum, Bewegung und Nahrung stimulieren Osteoblasten zum Aufbau von neuer Knochensubstanz (auch Matrix genannt). Dies ist nicht zu verwechseln mit der Mineralisation der Matrix. Für die Mineralisation wesentlich ist eine konstante Versorgung mit Phosphat, Kalzium durch Nahrung bzw. durch Vitamin D. "Haben Kinder ein Risiko für die Entwicklung eines Mangels an diesen Mineralisationsbausteinen, wie z.B. eine chronische Darmerkrankung oder sie müssen bestimmte Medikamente einnehmen, sollten Eltern wie Ärzte auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D sorgen. Kalzium ist vor allem in Milch und Milchprodukten enthalten, aber auch in grünem Gemüse wie Grünkohl, Spinat, Brokkoli und Lauch. Vitamin D benötigt der Körper, um Phosphat und Kalzium aus dem Darm aufzunehmen, welches dann für die Mineralisation von Knochen und Zähnen zur Verfügung steht. Vitamin D wird zu 80 bis 90% durch den Einfluss des UV-B-Lichts auf der Haut gebildet und nur geringfügig über die Nahrung aufgenommen. Damit die menschliche Haut das Vitamin bilden kann, reichen täglich etwa 15 Minuten direkte Sonnenexposition auf Unterarme und Gesicht, von April bis Oktober. Im Winter und Frühling sind wir auf externe Zufuhr dieses Vitamins angewiesen, weil das Sonnenlicht in diesen Jahreszeiten in unseren Breitengraden das notwendige UV-B-Spektrum für die Vitamin-D-Produktion in der Haut nicht beinhaltet. Milch, Fisch, Pilze und Eier gehören ebenso zu den Vitamin-D-Lieferanten“, empfiehlt Prim.Univ.-Prof. Dr. Högler, zu dessen wissenschaftlichen Schwerpunkten Diagnostik und Behandlung seltener Knochen- und Wachstumsstörungen sowie anderer endokriner Erkrankungen im Kindesalter gehören.

Gerade während der Pandemie und die dadurch bedingten Einschränkungen neigen viele Kinder wie Erwachsene dazu, sich weniger zu bewegen, ungesünder zu essen und mehr Medien zu nutzen als noch vor „Corona“.

Anregungen für Sport mit Kindern bietet u.a. das „Team Austria“ unter dem Motto "Bewegung - auch in Zeiten der Einschränkung" mit Videos, Anleitungen usw. aus dem Sport unter: www.sportaustria.at.

Quellen
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.