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Bei vielen Gesundheitsproblemen wird Schlaf als Faktor zu wenig beachtet - so auch bei ADHS

Österreichische und deutsche Kinderschlafmediziner*innen befürchten, dass Schlaf zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, obwohl er bei vielen gesundheitlichen Problemen, wie z.B. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), eine wichtige Rolle spielen kann.

© mariesacha - Fotolia.com

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In einem Entwurf eines gemeinsamen Positionspapiers machen sich die Schlafexpert*innen dafür stark, dass ein gesunder Schlaf als Kinder-/Menschenrecht angesehen wird: „Gesunder Schlaf als Kinder-/Menschenrecht oder die Blinden Flecken in der Schlafmedizin am Beispiel Schlafen mit ADHS“.

Demnach sollte beispielsweise bei Kindern mit motorischer Unruhe, ständigem Zappeln auch an einen gestörten Schlaf, z.B. durch das juvenile Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine beim Schlafen) oder durch eine schlafbezogene Atemstörung gedacht werden, und nicht nur an eine ADHS. „Umgekehrt kann bei Kindern mit ADHS ein gestörter Schlaf die Probleme verstärken. Mittlerweile sind einige Schlafstörungen bekannt, die ADHS verschlimmern oder nachahmen können. Dazu gehören neben dem Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Ein- und Durchschlafstörungen, die Restless Sleep Disorder (RSD), circadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen (CRSD)“, beschreibt Prim. Dr. Zsofia Rona, die die Arbeitsgruppe Schlafmedizin und Schlafforschung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet, die neuen Erkenntnisse dazu.
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) oder das „Syndrom der ruhelosen Beine“ tritt vor allem abends auf, wenn sich Kinder ins Bett legen. Kinder leiden unter Missempfindungen meist tief in den Beinen, die sie dazu veranlassen, die Beine zu bewegen. Restless-Legs-Syndrom kann mit einem niedrigen Eisenspiegel zusammenhängen. Vitamin D, Folsäure, der Gehirnbotenstoff Dopamin und die damit verbundenen Stoffwechselvorgänge können ebenso Einfluss darauf haben. RSD ist eine Schlafstörung, die durch häufige starke Bewegungen während des Schlafs gekennzeichnet ist, sodass betroffene Kinder gelegentlich auch aus dem Bett fallen können. Diese Schlafstörung kann u.a. ebenso mit einem Eisenmangel zusammenhängen. Bei einer CRSD ist der Tag-Nacht-Rhythmus gestört und Kinder schlafen zu ungünstigen Zeiten ein bzw. sind nachts hellwach.

Neben Mangelzuständen oder Krankheiten können auch Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und langes Sitzen sowie übermäßiger Mediengebrauch den Schlaf stören.

Mediennutzung kann sich negativ auswirken

Nutzen Kinder und Jugendliche vor allem in den Abendstunden Medien, wirkt sich dies ungünstig auf ihren Schlaf aus. Je weniger Zeit zwischen der Mediennutzung und dem Zubettgehen liegt, desto länger brauchen Kinder zum Einschlafen. Heranwachsende, die Smartphone, Laptop, Tablet usw. ständig verwenden, brauchen länger zum Einschlafen, schlafen weniger und schlechter und sind tagsüber sehr müde. „Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Zum einen sorgen Medien für eine größere Anspannung und Erregtheit, die die nötige Entspannung und Ruhe zum Einschlafen erschweren. Zum anderen verzögert das helle, blauwellige Licht die nächtliche Melatoninausschüttung, die das Einschlafen fördert“, verdeutlicht Prim. Dr. Zsofia Rona, PhD, die dem Primariat Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum Mödling vorsteht.

„Schlaf als Kinder-/Patientenrecht“ sollte in den Vorsorgeuntersuchungen Beachtung finden

Mit dem Slogan „Schlaf als Kinder-/Patientenrecht“ unterstreichen die österreichischen und deutschen Gesellschaften für Schlafforschung und Schlafmedizin die Bedeutung des Schlafs. Sie schlagen vor, dass ein Konzept entwickelt wird, um Schlaf als wichtigen Baustein für die Gesundheit regelmäßig in den Vorsorgeuntersuchungen zu erfassen. „Schlaf ist auch für die geistige und emotionale Entwicklung sehr wichtig. Gelerntes verfestigt sich im Schlaf. Beobachten Eltern, dass ihr Kind tagsüber immer sehr müde ist, Einschlaf- und Durchschlafprobleme oder nachts Atemaussetzer hat bzw. schnarcht, sollten sie dies bei ihrem Kinder- und Jugendarzt bzw. bei ihrer Kinder- und Jugendärztin ansprechen“, rät Prim. Dr. Zsofia Rona, die u.a. ein Diplom in Schlafmedizin der University Oxford besitz. „Oft ist das Problem, dass Eltern vorwiegend nur die Verhaltensstörungen tagsüber auffallen. Und schlafgestörte Kinder wirken häufig nicht müde, weil sie ‚rumzappeln‘, um sich wach zu halten und innerlich unruhig sind“, gibt sie4 zu bedenken.

Quellen: Monatsschr Kinderheilkunde (1, 2), DGSM, Aktuelle Kinderschlafmedizin

Video „Schlaf als Kinderrecht?“ Ein Projekt von zukunf-kinderrechte.com.


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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.