„Schlaf ist für die Reifung des Gehirns und für schulische Leistungen wichtig. Schlafprobleme wirken sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und geistige Leistungsfähigkeit aus, sie erhöhen das Risiko für Übergewicht und für psychische Probleme wie Angststörungen und Depressionen“, erklärt Dr. Werner Sauseng, der die Arbeitsgruppe Schlafmedizin und Schlafforschung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet. Mit der Coronapandemie hat die Nutzung von Tablet, Computer, Smartphone, Fernseher, tragbaren Spielkonsolen bei Heranwachsenden eher noch zugenommen. Auch mit steigendem Alter erhöht sich der „digitale Konsum“.
Intensive Nutzung abends verändert Tag-Nacht-Rhythmus
Digitale Medien wirken sich auf verschiedene Weise negativ auf den Schlaf und die Lernleistung aus. Darauf verweist ein Innsbrucker Forscherteam in einer aktuellen Übersichtsarbeit zu diesem Thema. Zum einen stört abends die intensive Lichteinwirkung insbesondere von Blaulicht die Melatoninausschüttung, die dafür sorgt, dass jemand müde wird und einschlafen kann. Zum anderen lässt die starke Aktivierung des Gehirns aufgrund der Verwendung digitaler Geräte vor dem Schlafengehen Jugendliche länger wach bleiben, verkürzt so die Schlafdauer und führt zu Tagesmüdigkeit und einer Verringerung der geistigen Leistungsfähigkeit. Schlafentzug verschlechtert die Gedächtnisleistung sowie die Aufmerksamkeit, erhöht die Fehler bei Erinnerungsaufgaben und behindert das Urteilsvermögen. Studien belegen zudem, dass Kinder und Jugendliche, die regelmäßig immer wieder zu elektronischen Geräten während des Lernens oder beim Erledigen der Hausaufgaben greifen, weniger effektiv lernen können. Diese Heranwachsenden zeigen eine geringere Daueraufmerksamkeit, Leseeffizienz; Problemlösungsfähigkeit und ein weniger umfangreiches Arbeitsgedächtnis. Wer ungezielt viel „daddelt“, hat darüber hinaus weniger Zeit für seine Schulaufgaben. Demgegenüber können aber ausgewählte Inhalte und speziell entwickelte, qualitativ hochwertige Apps und Spiele das Lernen auch unterstützen.
„Idealerweise sollten Kinder und Jugendliche zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen keine Medien nutzen. Selbst ein verringerter Blaulichtanteil im Nachtmodus reicht nicht aus, um die negativen Auswirkungen völlig zu beseitigen. Kinder reagieren zudem aufgrund ihrer größeren Pupillen und der höheren Durchlässigkeit der Linse lichtempfindlicher als Erwachsene“, gibt Dr. Sauseng, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Kumberg, zu bedenken. Neben der Lichtfarbe spielt der Abstand des Geräts zum Auge eine Rolle. In liegender Position im Bett verringert sich beispielsweise der Abstand zum Handy im Vergleich zu einer sitzenden Position um bis zu 23 cm (von einer Distanz zwischen 13,3 bis 32,9 auf einen Abstand von 9,9 bis 21,3 cm).
Quellen: ESC, Sleep, European Heart Journal, Education Group (1, 2), Springermedizin, News Medical.net, Lernen und Lernstörungen
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