„Die meisten Erreger gelangen über Kratzer, Bisse, fäkal-orale Übertragung, direkten oder indirekten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder über andere Parasiten (z.B. Zecken oder Flöhe) vom Haustier zum Familienmitglied. Anfällig für Erkrankungen sind insbesondere Kinder unter fünf Jahren, ältere Menschen, Schwangere sowie Immungeschwächte. Schlafen Kinder mit dem Tier, lassen sie sich das Gesicht oder Wunden ablecken, haben Familien Tiere aus dem Ausland importiert oder halten exotische Tiere, ist den Tieren Freigang erlaubt oder erhalten bzw. verzehren sie rohes Fleisch, bewegen sie sich auf Flächen, die dem Verzehr und der Zubereitung von Speisen dienen, kann dies die Übertragung von Krankheiten begünstigen“, erklärt Dr. Paul Haidl, stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe pädiatrische Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Deshalb ist es wichtig, vorab gewisse Regeln aufzustellen, was Tieren erlaubt ist und was nicht. Alle tierischen Haushaltsmitglieder sollten vor der „Familieneingliederung“ eine gründliche Untersuchung erhalten haben. Regelmäßige Tierarztbesuche mit empfohlenen Impfungen und bei Bedarf Wurmkuren schützen nicht nur das Tier, sondern auch die Menschen. Am besten informieren Eltern im Rahmen eines Ordinationsbesuchs auch Ihren Kinder- und Jugendarzt über einen tierischen Mitbewohner, sodass der Pädiater Allergien oder Krankheiten im Zusammenhang mit ihm schneller aufspüren kann.
Bei Einhaltung einiger Regeln überwiegen positive Aspekte
Beachten Familien einige Regeln, so ist die Beziehung eines Kindes zu einem Haustier für beide von Vorteil. Haustiere bauen emotionale Bindungen zu Kindern auf und umgekehrt, sie stärken das Selbstbewusstsein und die Persönlichkeit des Kindes. Kinder lernen Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Studien weisen auch auf einen Zusammenhang zwischen Haustierbesitz und kognitive Vorteile, zum Beispiel in der intellektuellen Entwicklung. Haustiere fördern mehreren Untersuchungen zufolge die soziale Kompetenz und soziales Spielverhalten.
Besonders bei kleinen Kindern ist gute Beratung sinnvoll
„Vor allem kleine Kinder haben Schwierigkeiten, Hygienemaßnahmen wie z.B. Händewaschen im Umgang mit Tieren einzuhalten. Zudem neigen sie dazu, ihre Finger oder andere Objekte häufig in den Mund zu nehmen. Wenn Tiere mit rohem Fleisch gefüttert werden und dann die Gesichter der Kinder abschlecken dürfen, können auch seltene Bakterien zu Auslösern von schweren Infektionen werden“, ergänzt Dr. Paul Haidl aus Wien. So können Kinder sich mit antibiotikaresistenten Staphylokokken, aber auch Würmern infizieren. Beim Tierkauf sollten Eltern berücksichtigen, dass harmlos erscheinende Tiere wie Schildkröten, Echsen und Frösche Salmonellenträger sein können, ohne selbst daran erkrankt zu sein. Streunende Hunde oder Katzen, die aus dem Ausland mitgenommen werden, können u.a. theoretisch auch Tollwut haben. Eine gute Beratung und ein Kauf im Fachhandel helfen diese Risiken zu vermeiden.
Über folgende selten Risiken sollten Familien informiert sein:
- Toxoplasmose-Erreger finden sich beispielsweise im Katzenkot. Katzen sind Keimträger, wenn sie Mäuse oder andere Kleintiere fressen bzw. rohes Fleisch und Innereien. Für Schwangere und ungeborene Kinder stellt eine Toxoplasmose ein besonderes Risiko dar. In seltenen Fällen kann sie beim Kind zu Augenentzündungen und während der Schwangerschaft, speziell beim ungeborenen Kind zu Hirnschäden führen.
- Toxokarose wird durch den Hundespulwurm oder den Katzenspulwurm ausgelöst. Der Parasit lebt im Darm von Hunden, Füchsen und Katzen. Die Wurmeier gelangen über den Kot von Katzen und Hunden zum Menschen. Die Toxocara-Larven können bei kleinen Kindern im Magen-Darm-Bereich Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Fieber verursachen. Vor allem bei älteren Kindern und Erwachsenen können die Larven u.a. in ein Auge eindringen und das Sehen beeinträchtigen.
- Für eine Echinokokkose ist der Hundebandwurm bzw Fuchsbandwurm verantwortlich. Der Hund scheidet die Eier aus, die im Menschen sehr große Zysten bilden können.
- Pseudokrätze lässt sich auf Milben zurückführen, die vom Tier auf den Menschen gewandert sind. Sie bleiben dort zwar nicht auf Dauer, aber Befallene leiden unter einem juckenden Hautausschlag.
- Hautpilz-Erkrankungen (Dermatomykosen) bei Kindern unter 5 Jahren gehen Schätzungen zu Folge in ca. 90% auf eine Übertragung durch Tiere (v.a. Meerschweinchen, Katzen, Hamster aber auch Pferde) zurück.
- Bei Bisswunden sollten Kinder zum Pädiater bzw. einem Facharzt, der die Wunde beurteilen und professionell reinigen kann. Hundebisse können eine Vielzahl von Keimen beherbergen, u.a. Staphylokokken und Streptokokken (aber auch schwerer zu behandelnde auch Bakterien), die eine schwere Infektion bis zu einer Blutvergiftung auslösen können. Insgesamt entzünden sich auch bei bester Wundreinigung ca. 5% aller Bisswunden von Haustieren.
Eine Umfrage unter Jugendlichen zwischen 11 und 13 Jahren aus Österreich, Slowenien, Deutschland, Italien und Mauritius zeigte, dass knapp ein Drittel der Heranwachsenden sich nicht bewusst sind, dass viele Krankheiten von Tieren stammen. Österreichische Kinder waren vergleichsweise gut informiert. Etwa ein Fünftel der befragten Heranwachsenden aus Kärnten kannten die Risiken nicht. In Kärnten leben drei Viertel der Jugendlichen nach eigenen Angaben mit einem Haustier zusammen.
Quellen
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.