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Herzmuskelentzündung: Meist sind Viren bei Kindern und Jugendlichen die Auslöser

Viren sind die häufigste Ursache für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) bei Kindern. Diese kann Wochen nach einer echten Grippe bzw. Influenza, einer viralen Atemwegsinfektion oder viralen Magen-Darm-Infektion auftreten. In den letzten zwei Jahren war es vermehrt das Ringelrötelnvirus (Parvovirus B19), das mitunter schwere Verläufe ausgelöst hat. Wer sich nach einem Infekt nicht ausreichend lange geschont hat, ist besonders gefährdet, eine Myokarditis zu entwickeln.

„Obwohl viele Fälle bei Kindern gut ausheilen, kann eine schwere Myokarditis zu Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schock und zum plötzlichen Tod führen. Anzeichen und Symptome einer Myokarditis können sehr unterschiedlich sein. Müdigkeit, Kurzatmigkeit, unregelmäßiger Herzschlag, Brustschmerzen, ein erhöhter Puls, Benommenheit und grippeähnliche Symptome sind möglich. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Nahrungsweigerung, mangelnde Gewichtszunahme, starke Schläfrigkeit, vermehrtes Schwitzen, angestrengtes Atmen auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Diese Symptome sind jedoch nicht sehr eindeutig, weshalb Expert*innen diese Erkrankung auch den ‚Wolf im Schafspelz‘ nennen“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Ina Michel-Behnke vom Kinderherzzentrum Wien.

Diese Beschwerden sollten Eltern immer in der kinder- und jugendärztlichen Praxis abklären lassen. Bei Bedarf überweist die Pädiaterin / der Pädiater das Kind an einen Kinderkardiologen.

Schätzungsweise 1 bis 2 Kinder unter 100.000 sind jährlich von einer Herzmuskelentzündung betroffen. Bei Erwachsenen ist die Zahl etwa doppelt so hoch (10 bis 20 pro 100.000 Menschen). Die Dunkelziffer liegt aufgrund leichter Verläufe möglicherweise höher.

Bei Kindern gibt es zwei Altersgipfel: Unter zwei Jahren und bei Jugendlichen zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr tritt eine Herzmuskelentzündung häufiger als bei anderen Altersgruppen auf. Jungen überwiegen bei den Jugendlichen als Patienten (75%).

„Eine Herzmuskelentzündung entwickelt sich, wenn bei einem Virusinfekt die Viren auch in den Herzmuskel eindringen. Dann entzünden sich die Zellen im Muskelgewebe des Herzens, dem Myokard, und dies kann den Herzmuskel und die Impulsgebung des Herzens, die das Herz regelmäßig schlagen lässt, vorübergehend oder dauerhaft schwächen“, so Univ.-Prof.in Dr.in Michel-Behnke, die auch Mitglied der Arbeitsgruppe Kinderkardiologie bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Autorin eines aktuell in der renommierten Monatsschrift Kinderheilkunde erschienenen Artikels zu diesem Thema ist.

Ist eine Herzmuskelentzündung festgestellt, hängt die Behandlung von der Schwere der Erkrankung ab. Meist verordnet die Fachärztin / der Facharzt (Bett)Ruhe für mindestens 2 Wochen und das Kind erhält evtl. Immunglobuline. Für die Diagnose können eine Blutuntersuchung, ein EKG, ein Herzultraschall und auch eine spezielle Magnetresonanztomografie erforderlich sein.

Rückkehr zum Sport mit begleitender kinderkardiologischer Nachsorge

Ist die Herzfunktion nicht mehr eingeschränkt, das EKG (wieder) normal und treten etwa 1 Monat lang keine Beschwerden auf, darf das Kind meist wieder Sport treiben. Eine regelmäßige kardiologische Nachsorge mit EKG, Echokardiografie und Laboruntersuchungen kann zunächst alle 1 bis 3 Monate nach Genesung und dann nach Bedarf sinnvoll sein.

Quellen:

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.