„Obwohl viele Fälle bei Kindern gut ausheilen, kann eine schwere Myokarditis zu Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schock und zum plötzlichen Tod führen. Anzeichen und Symptome einer Myokarditis können sehr unterschiedlich sein. Müdigkeit, Kurzatmigkeit, unregelmäßiger Herzschlag, Brustschmerzen, ein erhöhter Puls, Benommenheit und grippeähnliche Symptome sind möglich. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Nahrungsweigerung, mangelnde Gewichtszunahme, starke Schläfrigkeit, vermehrtes Schwitzen, angestrengtes Atmen auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Diese Symptome sind jedoch nicht sehr eindeutig, weshalb Expert*innen diese Erkrankung auch den ‚Wolf im Schafspelz‘ nennen“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Ina Michel-Behnke vom Kinderherzzentrum Wien.
Diese Beschwerden sollten Eltern immer in der kinder- und jugendärztlichen Praxis abklären lassen. Bei Bedarf überweist die Pädiaterin / der Pädiater das Kind an einen Kinderkardiologen.
Schätzungsweise 1 bis 2 Kinder unter 100.000 sind jährlich von einer Herzmuskelentzündung betroffen. Bei Erwachsenen ist die Zahl etwa doppelt so hoch (10 bis 20 pro 100.000 Menschen). Die Dunkelziffer liegt aufgrund leichter Verläufe möglicherweise höher.
Bei Kindern gibt es zwei Altersgipfel: Unter zwei Jahren und bei Jugendlichen zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr tritt eine Herzmuskelentzündung häufiger als bei anderen Altersgruppen auf. Jungen überwiegen bei den Jugendlichen als Patienten (75%).
„Eine Herzmuskelentzündung entwickelt sich, wenn bei einem Virusinfekt die Viren auch in den Herzmuskel eindringen. Dann entzünden sich die Zellen im Muskelgewebe des Herzens, dem Myokard, und dies kann den Herzmuskel und die Impulsgebung des Herzens, die das Herz regelmäßig schlagen lässt, vorübergehend oder dauerhaft schwächen“, so Univ.-Prof.in Dr.in Michel-Behnke, die auch Mitglied der Arbeitsgruppe Kinderkardiologie bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Autorin eines aktuell in der renommierten Monatsschrift Kinderheilkunde erschienenen Artikels zu diesem Thema ist.
Ist eine Herzmuskelentzündung festgestellt, hängt die Behandlung von der Schwere der Erkrankung ab. Meist verordnet die Fachärztin / der Facharzt (Bett)Ruhe für mindestens 2 Wochen und das Kind erhält evtl. Immunglobuline. Für die Diagnose können eine Blutuntersuchung, ein EKG, ein Herzultraschall und auch eine spezielle Magnetresonanztomografie erforderlich sein.
Rückkehr zum Sport mit begleitender kinderkardiologischer Nachsorge
Ist die Herzfunktion nicht mehr eingeschränkt, das EKG (wieder) normal und treten etwa 1 Monat lang keine Beschwerden auf, darf das Kind meist wieder Sport treiben. Eine regelmäßige kardiologische Nachsorge mit EKG, Echokardiografie und Laboruntersuchungen kann zunächst alle 1 bis 3 Monate nach Genesung und dann nach Bedarf sinnvoll sein.
Quellen:
- American Heart Association (ed.). Viruses are the most common cause of myocarditis in children, experts offer guidance. AHA News, 07.07.2021.
- Law YM, Lal AK, Chen S, Čiháková D, Cooper LT Jr, Deshpande S, Godown J, Grosse-Wortmann L, Robinson JD, Towbin JA; American Heart Association Pediatric Heart Failure and Transplantation Committee of the Council on Lifelong Congenital Heart Disease and Heart Health in the Young and Stroke Council. Diagnosis and management of myocarditis in children: A scientific statement from the American Heart Association. Circulation. 2021 Aug 10;144(6):e123-e135.
- Michel-Behnke I. Myokarditis im Kindesalter. Monatsschr Kinderheilkd 2024; 172: 169-189.
- Paul T, Klingel K, Tschöpe C, Bertram H, Seidel F. S2k Leitlinie Myokarditis Im Kindes- und Jugendalter. Beschlossen vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler am 25.08.2022. AWMF-Register-Nr.: 023-025.
- Williamson L. Flu-related myocarditis is rare but can be fatal, as Ohio family learned. AHA News, July 10, 2023.
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