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Pädiatrische Fachgesellschaften aus Österreich, Deutschland und der Schweiz fordern: „Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen“

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) unterstützt zusammen mit anderen pädiatrischen Fachgesellschaften aus Österreich, Deutschland und der Schweiz das Positionspapier der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit: „Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen“.

© Boyce - stock.adobe.com

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Basierend auf umfangreichen Recherchen warnt die Arbeitsgruppe Pädiatrie bei KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) mit den deutschsprachigen Gesellschaften und Institutionen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendmedizin davor, dass Kinder ohne ausreichende Gegenmaßnahmen zukünftig immer mehr unter der Klimakrise leiden werden müssen. „Die Klimakrise begünstigen u.a. die Ausbreitung von Krankheiten, die von Mücken oder Zecken übertragen werden oder sich über das Trinkwasser ausbreiten. Kinder werden verstärkt unter Atemwegserkrankungen durch Luftverschmutzung, hitzebedingte Krankheiten, Mangelernährung und psychischen Probleme wie posttraumatische Belastungsstörungen durch Wetterkatastrophen betroffen sein. Klimaveränderungen betreffen fast alle Organsysteme und Kinder, deren Körper sich noch entwickelt, reagieren besonders empfindlich darauf“, verdeutlicht PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Sabine Scholl-Bürgi, zweite Sekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).

Das Positionspapier hebt fünf Bereiche hervor, für die dringenden Handlungsbedarf besteht:

  1. Hitze/UV-Strahlung
  2. Gesunde Umwelt
  3. Ernährung
  4. Mobilität
  5. Angemessene medizinische und psychologische Versorgung

Hitze und UV-Strahlung gefährden insbesondere kleine Kinder. Ihr Körper kann die Temperatur noch nicht so gut ausgleichen. Kinder schwitzen weniger als Erwachsene und geben dadurch weniger Wärme ab. Andererseits erzeugen sie bei körperlichen Aktivitäten mehr Stoffwechselwärme als Erwachsene. Sie trocknen schneller aus, da ihr Körper in Relation zur Größe mehr Flüssigkeit benötigt. Kinderhaut ist dünner als die von Erwachsenen, deshalb nimmt sie auch schneller UV-Strahlen auf. Darüber hinaus kann die Haut noch nicht so viel Pigmente wie beim Erwachsenen bilden, um einen Eigenschutz aufzubauen“, erläutert PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Scholl-Bürgi die Gefährdung durch Hitze und UV-Strahlung.

Eine gesunde Umwelt beinhaltet u.a. die Verringerung der Luftschadstoffe und des Ozons, die die wachsende Lunge schädigen können. Auch giftige Stoffe wie Weichmacher von Plastik (Phthalate) gehören dazu. Sie können den Stoffwechsel und Hormonhaushalt negativ beeinflussen.

Als Folge der Umweltverschmutzung gelangen Mikro- und Nanopartikeln von Plastik zunehmend auch in unsere Nahrung. Eine gesunde Ernährung basiert dem Positionspapier zufolge auf einem pflanzenbasierten und fleischreduzierten Speiseplan. Mithilfe eines Scores sollten ungesunde, stark verarbeitete, kalorienreiche Lebensmittel für Familien leichter erkennbar sein.

Mobilität beschreibt in der Veröffentlichung eine Umgebung, in der sich Kinder sicher und frei bewegen können, z.B. Grünflächen, Sportplätze, Schwimmbäder und Regionen mit Tempolimit.

„Die Gefährdung einer angemessenen medizinischen und psychologischen Versorgung zeichnet sich schon jetzt durch einen Mangel an Kinder- und Jugendärzten, an Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie an Kinder- und Jugendpsychologen ab. Wenn die Gesundheit sowohl körperlich als auch seelisch durch extreme Wetterverhältnisse und Umweltverschmutzung noch größeren Belastungen ausgesetzt ist, erhöht sich ohne entsprechende Gegenmaßnahmen der Versorgungsbedarf in Zukunft deutlich“, gibt PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Scholl-Bürgi von der Medizinischen Universität Innsbruck (Department für Kinder- und Jugendheilkunde Universitätsklinik für Pädiatrie I) zu bedenken.

Österreich bereits jetzt schon stark betroffen

In Österreich macht sich eine Klimaveränderung bereits jetzt mit steigenden Temperaturen, schmelzenden Gletscher- und Permafrostflächen, zunehmender Hitze, vermehrten Dürreperioden, aber auch mit mehr Starkregen, mit Überflutungen und häufigeren Erdrutschen und mit einer weiteren Ausbreitung von Zecken sowie mit dem Auftauchen neuer Zeckenarten bemerkbar. Im Alpenraum stieg die durchschnittliche Jahrestemperatur in den letzten 170 Jahren um rund 2 °C an – doppelt so hoch wie weltweit im Durchschnitt (1 °C). Gründe dafür sind die raschere Erwärmung von Luft über Landmassen gegenüber Wassermassen (Meere) sowie eine gestiegene bodennahe Sonneneinstrahlung. Letztere beruht vermutlich u.a. auf einer abnehmenden Wolkenbedeckung und einer Änderung der großräumigen atmosphärischen Zirkulation.

Quellen:

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.